„Wir essen jetzt Opa.“ Ein praktischer Kommata-Spickzettel & ein Gewinnspiel
September 26th, 2014 Posted by Harriet Oerkwitz Allgemein, Tipps & Tricks No Comment yetDer Eine hat ein gutes Gespür, der Nächste streut die Beistriche seinen Worten zufällig bei, der Dritte setzt lieber gar keine. Kommata sollen Texte nach ihrem Sinn klarer strukturieren. Sie können betonen, abgrenzen und klammern, damit sie uns das Lesen und Verstehen unserer Texte erleichtern. Hier finden Sie einen kleinen, übersichtlichen Spickzettel mit den grammatikalischen Regeln und jeweils anschaulichen Beispielsätzen: Frischen Sie Ihr Kommata-Wissen auf.
1. Komma bei gleichrangigen Adjektiven:
Stehen vor einem Substantiv mehrere Adjektive, dann bestimmt der Sinn des Satzes, ob die Adjektive mit jeweils einem Komma voneinander abgegrenzt werden. Lässt sich zwischen den Adjektiven gedanklich die Konjunktion „und“ setzen, dann sind die Adjektive gleichrangig und zwischen ihnen steht ein Komma (B1). Bezieht sich das erste Adjektiv auf das zweite Adjektiv, entfällt das Komma (B2).
Beispiele
(B1) Im Schatten eines mächtigen Felsen saß Wilhelm an grauser, bedeutender Stelle, wo (…)
(B2) Der bislang heißeste Tag des Sommers neigte sich dem Ende zu und eine schläfrige Stille lag über den großen wuchtigen Häusern des Ligusterwegs.
2. KEIN Komma bei adverbialen Bestimmungen:
Adverbiale Bestimmungen geben Auskunft über die Art und Weise, den Ort, den Grund oder den Zeitpunkt einer Handlung. Sie erfordern keine Abgrenzung durch ein Komma (B3).
Beispiel
(B3) Einige Meilen von Amsterdam lebte auf seinem Gute und in einem behaglichen Hause der reiche Herr van der Winden. (adverbiale Bestimmung des Ortes)
3. Komma bei Appositionen:
Satzteile, die ihr Beziehungswort näher beschreiben, heißen Appositionen und werden mit Kommata umschlossen (B4). Steht die Apposition am Ende eines Satzes entfällt das zweite Komma durch den Satzschlusspunkt (B5).
Ausnahmen bestätigen die Regel:
1) Beifügung zu einem Namen (B6)
2) Vorangestellte Berufsbezeichnung (B7)
Beispiele
(B4) Frau Vauquer, geborene von Conflans, ist eine alte Frau, (…)
(B5) Auf einem Maskenball lernte ich sie kennen, nach Mitternacht.
(B6) Alexander der Große war ein König. (kein Buchzitat)
(B7) Der Bürgermeister von Waiblingen Herr Steller und der Vogt des Grafen von Wirtemberg Herr Brix führten einander in der Neujahrsnacht mit ungewissen Schritten durch die glatten Gassen (…)
4. Komma bei Aufzählungen:
Werden Satzteile – Worte oder Wortgruppen (B8) oder grammatikalisch vollständige Hauptsätze (B9) – aufgezählt, werden sie mit Konjunktionen (z.B. und; einerseits … andererseits; zum einen … zum anderen, sowohl … als auch, weder … noch) oder ersatzweise mit Kommata verbunden.
Beispiele
(B8) Dies Buch hat keine Tendenz, ist nicht ganz gehalten, fällt hie und da in eine falsche Sentimentalität.
(B9) Mein Vater hieß Schnabelewopski, meine Mutter hieß Schnabelewopska, als beider ehelicher Sohn wurde ich geboren den ersten April 1795 zu Schnabelewops.
5. Komma bei Datums- und Zeitangaben:
Mehrteilige Datums-, Ort- und Zeitangaben werden wie Aufzählungen behandelt und deshalb durch Kommata getrennt (B10). Das schließende Komma vor der Fortführung des Satzes ist optional (B11).
Beispiele
(B10) Paris, am 17. Februar 1903. Sehr geehrter Herr, Ihr Brief hat mich erst vor wenige Tagen erreicht.
(B11) 11. September, rue Toullier. so, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier.
6. Komma bei direkter Rede:
Besteht ein Satzteil innerhalb des Satzes aus direkter Rede, wird er durch ein Komma getrennt (B12).
Beispiel
(B12) „Ein liebes Mädchen sollst Du heute kennen lernen, Alexander“, sagte die verwitwete Generalin von Zwenkau zu ihrem Neffen (…)
7. Komma bei Infinitivgruppen:
Üblicherweise wird der erweiterte Infinitiv mit einem Komma (B13) abgegrenzt, eine Infinitivgruppe innerhalb eines Satzes mit zwei Kommata (B14). Diese können dann weggelassen werden, wenn keine Missverständnisse entstehen. Der Texter trägt die Verantwortung, dem Leser die richtige Bedeutung des Satzes mitzuteilen.
In diesen drei Fällen muss eine Infinitivgruppe durch Komma abgegrenzt werden:
1) Signalwörter (B15)
2) Die Infinitivgruppe ist anhängig von einem Nomen (B16).
3) Die Infinitivgruppe wird von einem Korrelat angekündigt oder aufgenommen (B17).
Beispiele
(B13) Im Sommer 79 hatte ich von einem hohen Kunstfreunde den Auftrag erhalten, Land und Leute des Kronlands Mähren in einer Reihe von Bildern zu charakterisieren.
(B14) Die eigentümlichen geistigen Eigenschaften, die man analytische zu nennen pflegt, sind ihrer Natur nach der Analyse schwer zugänglich.
(B15) Weiß Gott, ich habe lange genug in Paris gelebt, um über nichts mehr erstaunt zu sein.
(B16) All unsere Versuche, noch einen Ausweg zu finden, waren vergebens gewesen.
(B17) Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar.
Diese Regelungen für den erweiterten Infinitiv gelten ebenso bei Partizip I und Partizip II.
8. Komma bei Nebensätzen:
Nebensätze werden durch ein Komma vom Hauptsatz abgetrennt (B18).
Beispiel
(B18) Es war einmal eine Frau, die sich sehr nach einem kleinen Kinde sehnte, aber sie wußte nicht, woher sie es nehmen sollte.
9. Komma bei Vergleichen:
Das Komma trennt (vollständige,) adverbiale Nebensätze vom Hauptsatz ab, die mit den Konjunktionen „als“ oder „wie“ eingeleitet werden (B19). Werden diese jedoch nur als Wendung verwendet, entfällt das Komma (B20).
Beispiele
(B19) Es ist schon viel gesagt, wie gut gegen die guten Menschen die Berglütlenen des Pilatus waren; (…)
(B20) In der ganzen Geschichte des Menschen ist kein Kapitel unterrichtender für Herz und Geist als die Annalen seiner Verirrungen.
Übrigens: Der venezianische Buchdrucker und Verleger Aldus Manutius gilt als Erfinder des Kommas.
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